Vietnam eröffnet Inselfront – Hanoi puscht Militarisierung des Südchinesischen Meeres
© AFP 2016/ Le Quang Nhat
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14:02 11.08.2016(aktualisiert 14:06 11.08.2016) Zum Kurzlink
Kommersant
Vietnam hat mit der Militarisierung des Südchinesischen Meeres begonnen. Nach Angaben der US-Geheimdienste hat Hanoi auf den von China und drei weiteren Ländern beanspruchten Spratly-Inseln Raketenkomplexe stationiert. Sie können chinesische Objekte auf den benachbarten Riffen erreichen, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Donnerstag.
Es ist die größte Militäraktion Vietnams in der Region in den letzten Jahren. Sie hat bereits negative Reaktionen in Peking ausgelöst. Für China hatte sich die Territorialfrage nach dem Beschluss des Schiedsgerichts in Den Haag zugespitzt, das die Ansprüche Pekings auf die Spartly-Inselgruppe für illegitim erklärte. Das Vorgehen Vietnams widerspricht dem Verhalten der Philippinen, die nach dem Gerichtsbeschluss auf China zugingen, um sich zu versöhnen.
Nach US-Angaben handelt es sich um ESTRA-Komplexe israelischer Herkunft. Über den Erwerb 20 dieser Raketen durch Hanoi berichteten israelische Medien im Februar. Die Komplexe sind zur Vernichtung von Schiffen und Bodenzielen bestimmt und werden mithilfe von Drohnen gelenkt. Eine Rakete wiegt 150 Kilogramm und hat eine Reichweite von 150 Kilometern.
EXTRA ist eines der schwächsten Systeme dieses Raketentyps in Vietnam. Hanoi verfügt auch über die stärkeren Küstenschutzsysteme Bal, Redut und Bastion mit einer Reichweite von 120 bis 600 Kilometern. Doch im Unterschied zu ihnen sind EXTRA-Komplexe sehr mobil und eignen sich besser für die vielen Spratly-Inseln. Vietnam kontrolliert 20 von ihnen, die Philippinen neun, China und Malaysia jeweils sieben sowie Brunei eine. Allerdings ist nicht bekannt, auf welcher Insel dieRaketen stationiert wurden, doch in vielen Gebieten des Archipels sind Chinas und Vietnams Besitztümer nur wenige Kilometer voneinander entfernt.
Laut dem Experten Wassili Kaschin hat die Stationierung der Raketen eher propagandistischen denn militärischen Sinn. Bei einem realen Kampf hänge der Weiterbestand dieser Raketen davon ab, wie schnell sie sich bewegen und sich vom gegnerischen Feuer entfernen können. Die Stationierung der Raketen auf den sehr kleinen Inseln sei reines Gebaren, so der Experte.
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Wie das vietnamesische Außenministerium mitteilte, sind die Informationen über Raketenkomplexe „nicht genau“, allerdings wurden keine Details bekanntgegeben. Das chinesische Außenamt äußerte Protest. „China tritt entschieden gegen die illegale Besatzung des zu China gehörenden Teils der Spratly-Inseln durch Vietnam und die illegale Stationierung von Militärobjekten ein“, hieß es in einer Mitteilung der Behörde.
Wie Satellitenaufnahmen zeigen, errichtet China auf seinem Teil der Spratly-Inseln Dual-Use-Objekte, darunter Radare, Hubschrauberplätze und Wohnhäuser. Das US-amerikanische Center for International and Strategic Studies veröffentlichte am Dienstag neue Aufnahmen, aus denen hervorgeht, dass Peking auf den Riffs Fiery Cross, Subi und Mischif Hallen gebaut hat, die nur für Militärflugzeuge genutzt werden können. Werden diese Informationen bestätigt, werden das die ersten ausschließlich militärischen Zwecken dienenden Objekte Chinas auf den Spratly-Inseln sein.
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Laut Kaschin könnte der Bau der Flugzeughallen den Konfrontationskurs in der Region verschärfen. „Es wird ein Weg zur Stationierung von bedeutenden Kampfkräften in der Region auf Rotationsbasis eröffnet“, so der Experte. In den Hallen werden anscheinend Aufklärungsflugzeuge und Kampfjets stationiert, die die chinesischen Schiffe bei einem Konflikt um die Inseln unterstützen könnten.